Von Paulo Coelho
Der Alchimist ist vermutlich eines der bekanntesten Werke Coelhos überhaupt, welches im Jahr 1988 veröffentlicht wurde. Der eine oder andere hat das Werk vielleicht schon im Rahmen des Unterrichtes kennengelernt und ein anderer ist durch Zufall darauf gestoßen. So verschieden die Beweggründe auch sind, über den enormen Eindruck, den das Werk am Ende hinterlässt, ist man sich allerdings einig.
Doch was macht die Geschichte des Schafshirten, die in diesem eher kurzen Roman erzählt wird, so beliebt?
Der Alchimist erzählt die Geschichte vom jungen Santiago, ein Schafshirte, der ungewöhnlicherweise lesen und schreiben kann. Mit seiner Herde reist er von Dorf zu Dorf und trifft auf die verschiedensten Menschen und Dörfer. Auch wenn er im Grunde mit seinem Leben, frei die Welt bereisen zu können, zufrieden ist, beschäftigen ihn die verschiedensten Fragen.
Gleich zweimal träumt er, dass bei den Pyramiden von Ägypten ein Schatz versteckt liegt, der darauf wartet von ihm entdeckt zu werden.
Kurzer Hand beschließt er ein großes Risiko einzugehen und all seine Schafe zu verkaufen, um genügend Geld für eine Reise nach Ägypten zu haben.
Auf dem Weg dorthin begegnet er einem König, der ihm zwei Edelsteine gibt, Urim und Thummin, die ihn zu jeder Zeit daran erinnern sollen, dass er sich auf diesem Weg befindet, um sich seinen Traum zu erfüllen.
Das Geheimnis des Glücks besteht darin, alle Herrlichkeiten dieser Welt zu schauen, ohne darüber die beiden Öltropfen auf dem Löffel zu vergessen.
S. 39
In Ägypten angekommen, wird in kurzer Hand sein ganzes Vermögen von einem hinterlistigen Dieb gestohlen und er steht mittellos da. Um sich über Wasser zu halten und wieder genügend Geld für die Weiterreise zu verdienen, entscheidet er sich bei einem Kristallwarenhändler zu arbeiten.
Innerhalb eines Jahres ist das Geschäft des alten Ägypters so gut wie nie zuvor gewachsen, doch der junge Mann entscheidet sich seine Reise zu den Pyramiden fortzusetzen und schließt sich einer Karawane an.
Dort lernt er einen ebenfalls jungen Engländer kennen, der auf der Suche nach einem Alchimisten ist. Er ist über Santiagos Fähigkeiten zu lesen verwundert. Dazu hätten die beiden jungen Männer nicht unterschiedlicher sein können. Während der Engländer versucht die Sprache der Zeichen über das Wissen in Büchern zu erlangen, sucht Santiago die Zeichen des Universums in seiner Umgebung.
„Alles im Leben besteht aus Zeichen“, antwortete der Engländer und schlug seine Zeitschrift zu. „Das Universum besteht aus einer Sprache, die jeder verstehen kann, die wir aber verlernt haben.“
S. 75-76
Da ein langwieriger Krieg zwischen den Wüstenstämmen herrscht, müssen sie zwangsläufig einen längeren Aufenthalt in einer Oase einlegen. Dort hat er einen weiteren Traum, der ihm einen Krieg in einer Oase hervorsagt. Auch wenn ihn eine Täuschung den Kopf kosten kann, beschließt er die Stammesführer zu warnen. Er behält Recht und tatsächlich marschieren bewaffnete Männer in den Oasen ein.
„Nur eines macht sein Traumziel unerreichbar: die Angst vor dem Versagen.“
S. 148
In einem Augenblick, den er nicht erwartet, lernt er den Alchemisten kennen, den der Engländer zu verzweifelt gesucht hatte.
Diese Begegnung verändert sein Leben…
Mit diesem Roman versucht Coelho die Kausalität und die Kraft des Universums zu verdeutlichen. Er vermittelt eine Philosophie, eine Lebenseinstellung, die der „law of attraction“ entstammt.
Er vermittelt durch seinen Protagonisten Santiago einige sehr wichtige Lektionen und Weisheiten, die essentiell für das Leben sind und einem zur Glückseligkeit verhelfen können.
Die erste Weisheit, die auch im Grunde das Leitmotiv des Romanes ist, ist das Verfolgen seiner Träume ganz unabhängig davon wie aussichtslos die Ausganssituation ist. Betrachtet man Santiagos Weg zum Ziel, so entgehen einem nicht die großen Hindernisse, die er überwinden musste. Eines dieser Hindernisse, war er selbst.
Dies leitet gleich zur zweiten Weisheit über, nämlich ist das Mindset alles. Egal wie schwer der Weg erscheint, Aufgeben ist keine Perspektive. Man sollte stets mit Optimismus in das Leben blicken, da es uns auf diese Weise motiviert konsequent und konsistent weiter zu machen, bis man letztendlich am Ziel angekommen ist.
„Ich musste nur deinen Mut prüfen“, sagte der Fremde. „Denn Mut ist die wichtigste Gabe für denjenigen, der die Sprache der Welt sucht.“
S.118
Eine weitere Weisheit, die „der Alchimist“ ganz deutlich vermittelt, ist die „law of attraction.“ Wenn man immer nur das Schlechte sieht, zieht man auch genau dies an. Wenn man allerdings an die guten Werte im Leben glaubt und sein Leben danach ausrichtet, so zieht man auch das Gute an.
Dazu ist es wichtig auf die Zeichen zu achten, die das Universum uns schickt. Diese können verschieden sein und zu einem unerwarteten Zeitpunkt kommen.
Betrachtet man nun all jene Weisheiten, die Coelho geschafft hat den Lesern durch das Leben eines Schafshirten zu vermitteln, kann man nun nachvollziehen, warum dieses Werk als ein Klassiker gewertet werden kann.
Der Roman ist ein sehr guter Wegweiser, der den Menschen eine Art Lösungsweg präsentiert, welcher dazu auch noch sowohl künstlerisch als auch literarisch gesehen ein Meisterstück ist. Selbst wenn man den Roman bereits gelesen hat, kann ich es nur wärmsten ans Herz legen, es ein weiteres Mal zu lesen. Dabei sollte man nochmals auf all die Motive achten, denen man beim ersten Mal Lesen vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hat. Der Roman strotzt nur so vor Weisheiten!
Und wenn man den Roman noch nicht gelesen hat, sollte dies definitiv tun, denn schließlich ist es eine Suche nach einem Schatz und der Ort, wo er sich die ganze Zeit versteckt hält, ist ganz sicher verblüffend!